Axure for Mobile, Second Edition

Cover

Die erste Auflage des Buches erschien im Jahr 2012 und war schnell die Referenz für mobiles Prototyping mit Axure. Seitdem hat sich viel getan, denn statt Version 6.5 gibt es seit einiger Zeit die Version 7 von Axure. Diese hat sich besonders im Bereich Mobile weiterentwickelt, sodass der Autor Lennart Hennigs sich für eine Neuauflage entschieden hat.

Auch 2014 bleibt „Axure for Mobile“ das Standardwerk für das Prototyping von mobilen Websites und Apps mit Axure. Es wurde umfangreich erweitert um die neuen Möglichkeiten, die Axure 7 bietet und zeigt, wie sich viele Interaktionen nun einfacher als bisher umsetzen lassen. Dabei eignet es sich sowohl als Einstieg in das mobile Prototyping als auch als Nachschlagewerk für Veteranen. Einen Grundstock an Axure-Erfahrung sollte der Leser aber mitbringen, denn ein allgemeines Verständnis der Funktionalitäten wird vorausgesetzt.

Neuerungen durch Axure 7

Über die Neuerungen in Version 7 von Axure habe ich bereits hier im Blog berichtet. Viele davon bewegen sich im Bereich des mobilen Prototypings und sind somit für das Buch relevant. Lennart Hennigs hat diesem Umstand Rechnung getragen und viele Kapitel für die neue Auflage entsprechend angepasst:

  • Ein neues Kapitel zu den Adaptive Views, die unterschiedliche Darstellungsweisen je nach Auflösung ermöglichen
  • Informationen zu den neuen Touch-Events wie OnSwipe
  • Updates der UI Patterns mit neuen und einfacheren Umsetzungen, die durch die Axure-Weiterentwicklungen ermöglicht werden

Aufbau und Inhalt

Die ersten Kapitel geben einige allgemeine Hintergrundinfos zum Thema Mobile und erklären die üblichen Vorgehensweisen beim Prototyping. Sie sind ein schöner Einstieg für Leser, die zum ersten Mal damit in Berührung kommen. Für alle anderen wird es erst danach spannend.
Der eigentliche Hauptteil des Buches beginnt mit dem Einrichten eines mobilen Projektes in Axure. Im Folgenden werden die zwei grundsätzlichen Ansätze diskutiert: Seitenbasierte und panelbasierte Prototypen. Beide haben Vor- und Nachteile und somit unterschiedliche Einsatzbereiche, die Lennart Hennigs gut beschreibt und voneinander abgrenzt. Anschließend werden die verschiedenen Möglichkeiten beschrieben, einen mobilen Prototypen auf dem entsprechenden Gerät anzuzeigen.
Im Anschluss geht es ans Eingemachte mit Details zur Umsetzung: Touch-Events und Animationen sowie anschauliche Anleitungen für häufige Patterns wie Drag to Refresh oder Sticky Headers.

Um die neue Funktion der Adaptive Views, die auch Jens Jacobsen schon hier im Blog beschrieben hat, kommt natürlich auch Hennigs nicht herum. Dies ist wohl das eine Kapitel im Buch, von dem ich mir etwas mehr versprochen hätte. Zwar wird die Funktionsweise der Adaptive Views gut erklärt, doch da hört es dann auch auf. Praktische Beispiele und Tipps, wann denn der Einsatz von Adaptive Views wirklich sinnvoll ist, gibt es nicht. Persönlich hätte ich mir eine etwas kritischere Auseinandersetzung mit diesem Feature gewünscht, denn meiner Erfahrung nach macht es manchmal die Dinge eher komplizierter als einfacher, sodass der Einsatz gut überlegt sein will. Auch die Grenzen des Axure-Ansatzes wären erwähnenswert: Wirklich responsive ist dieser nicht, da nur einzelne Breakpoints definiert werden können, jedoch keine Anpassungen dazwischen, etwa basierend auf prozentualen Größenangaben. Vermutlich ist die recht schmale Abhandlung der Adaptive Views noch auf mangelnde Praxiserprobtheit zurückzuführen – immerhin ist Axure 7 noch nicht besonders alt. In der nächsten Auflage wird der Autor sicherlich besser in die Tiefe gehen können.

Im Anschluss folgt noch ein Kapitel zur Erstellung und zur automatischen Generierung von Spezifikationen, also der Dokumentation der erstellten Konzepte. Abgerundet wird das Buch durch eine ganze Reihe von Best Practices und weiteren Tipps & Tricks zum Umgang mit Axure.

Fazit: Weiterhin das Referenzwerk

Insgesamt ist das Buch mein klarer Favorit, wenn es um mobile Prototypen mit Axure geht. Durch die Neuerungen, speziell in diesem Bereich durch Version 7, kommt das Buch gerade recht. Sehr positiv finde ich, dass es genau die richtige Länge hat – nicht zu lang, sondern leicht durchzulesen und auf das Wichtige fokussiert.
Somit ist es sowohl für Leser interessant, die einen Einstieg in das Thema suchen als auch für fortgeschrittene Axure-Nutzer, die ein Nachschlagewerk und die ein oder andere Anregung erwarten. Aber Achtung: Für blutige Axure-Neulinge ist das Buch nichts, eine gewisse Grundlage sollte schon vorhanden sein. Und das ist auch gut so.

Portraitfoto: Jan Pohlmann

Jan Pohlmann

UX Designer

BMW AG

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