Design im Wandel: Städte überzeugen mit reduzierter Navigation und dosiertem Farbeinsatz

Städteportale haben nicht selten eine Vielzahl von Aufgaben zu erfüllen. Die verschiedenen Zielgruppen und die zahlreichen Informationen, die zugänglich gemacht werden müssen, stellen eine besondere Herausforderung dar. Noch vor wenigen Jahren mündete diese Herausforderung oft in sehr kleinteiligen, überladenen Startseiten, die beim Betrachter mehr Stirnrunzeln als Unternehmungslust hervorriefen und nicht zum Verweilen einluden. Ein direkter Vergleich zwischen damals und heute zeigt, dass sich einiges getan hat. Die wichtigsten Trends im Überblick sind:
- Größere Bilder und einheitliche Bildformate
- Gezielter eingesetzte Farben und Flächen
- Optisch leichtere und übersichtlichere Header
- Insgesamt weniger Navigationspunkte/Links
Um diese Trends anhand von Beispielen zu verdeutlichen, reicht meist schon ein Blick auf den oberen Seitenbereich der Startseiten. Denn auch wenn viele Seiten inzwischen deutlich kürzer geworden sind, muss bis zum Ende der Seite noch recht viel gescrollt werden.
Am Beispiel von Dortmund ist erkennbar, wie sich die Anzahl der Einstiege zwischen den Jahren 2007 und 2012 deutlich reduziert hat. Auf spezielle Zielgruppeneinstiege wird hier inzwischen komplett verzichtet. Zudem erhielt die Startseite einen optisch „leichteren“ Header durch die nun weiße Hintergrundfarbe. Insgesamt werden die Farben nun überlegter eingesetzt.
Auch das Portal der Stadt Bremen ist moderner geworden, wenn gleich hier bereits im Jahr 2007 ein verhältnismäßig übersichtliches Layout vorhanden war. Nun wurde jedoch ein großflächiges Hintergrundbild integriert, welches feststeht, wenn der Content gescrollt wird. Auch die Funktionsleiste am oberen Seitenrand bleibt stehen. Wie viele Städteportale, wird nicht nur ein Einstiegsbild präsentiert, sondern es wechseln mehrere Themen per Animation innerhalb einer „Bühne“. Auffällig ist zudem die sparsame Verwendung von farbigen Flächen – Weiß dominiert den Hintergrund der Texte und Schriften.
Beispielhaft ist auch die Veränderung des Portals der Stadt Essen. Ein großflächiges Einstiegsbild und eine horizontale Hauptnavigation prägen das heutige Erscheinungsbild. Der helle Hintergrund wirkt einladend und die harmonischen, teilweise in einander verlaufenden Farben vermitteln Ruhe und Übersicht.
Ganz aktuell präsentiert sich auch die Stadt Jena in neuem Gewand. Neben den bereits erwähnten Trends wie wechselnde Einstiegsbilder, luftiger Header und konsistente Farbverwendung wurde hier im Design auch der Claim „Lichtstadt“ aufgegriffen. Mit Schatten/Schein und Farbverläufen wird ein gewisses Leuchten erzeugt, was eine Verbindung zu diesem Claim erkennen lässt.
Insgesamt sind also recht deutliche Veränderungen bei den Städteportalen erkennbar. Interessanterweise wird nicht mehr versucht, den verschiedenen Zielgruppen durch zahlreiche Zielgruppeneinstiege gerecht zu werden, sondern viel mehr durch eine logische, aber überschaubare Navigationsstruktur und verbesserte Usability. Auffällig ist auch, dass es bei den Städteportalen gerade keine ausladenden Footer gibt, wie das in anderen Branchen zu beobachten ist. Inhaltlich ist auch eine Zunahme der Online-Services erkennbar, die dem Einwohner den Gang zum Amt ersparen und eine effizientere Ressourcenplanung ermöglichen soll. Die Möglichkeiten des sogenannten „eGovernments“ sind jedoch noch lange nicht ausgeschöpft und sicherlich ein weiterer Trend für die Zukunft.
Hier können Sie die kompletten Startseiten betrachten (Klick auf ein Bild öffnet die Galerie):
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Zum Projekt „Design im Wandel“:
eResult verfolgt und dokumentiert bereits seit mehreren Jahren die Entwicklung des Webdesigns von 50 verschiedenen Branchen, unter anderem auch von zehn Städten. Die dokumentierten Screenshots werden regelmäßig ausgewertet und Erkenntnisse hier im Usabilityblog vorgestellt.