Car Remote Apps: Mein Auto auf dem Smartphone. Ein Vergleich der Apps von BMW, Audi und Daimler

Smartphone an Halterung im Auto befestigt.

Dank ein paar Wildschweinen durften wir uns privat vor kurzem ein neues Auto kaufen. Unsere Wahl fiel auf einen dreijährigen gebrauchten BMW. Da dieser kompatibel mit der „My BMW Remote App“ ist, haben wir das bei eResult direkt ausgenutzt und uns den Service genauer angesehen. Dabei ist es gar nicht allzu einfach, die App nutzen zu können. Vorher müssen ein paar Dinge erledigt werden.

Der erste Kontakt mit BMW Connected Drive

Im Vorfeld mussten wir als Fahrzeuginhaber uns bei BMW online im Kundenportal für Connected Drive registrieren. Auch das Fahrzeug musste dort hinterlegt und legitimiert werden. Da unser Fahrzeug dann doch einen kleinen Tick zu alt ist, musste es auf die altmodische Art mit einem eingescannten Formular in mein Portal eingetragen werden. Entgegen der Beschreibung auf diesem Formular (5 bis 10 Werktage der Bearbeitung) hat das erstaunlich schnell innerhalb von 2 Stunden funktioniert!

Die Nutzung der App ist dabei nur ein kleiner Teil der enthaltenen Funktionen. Ich wusste zu Beginn gar nicht, dass die App nur in einem Paket mit vielen anderen Funktionen gebucht werden kann. Im Store des Kundenportals kann man sich in meinem Fall für 2 unterschiedliche Dienste entscheiden: BMW Online/Assist und Internet. Nur mit dem ersteren kann man auch die App nutzen. Dieses haben wir dann auch gebucht.

My BMW Remote: Das kann die App

Hat man sich als User jetzt auf die App gefreut und nicht nur auf das große umfangreiche restliche Paket von BMW Connected Drive, macht sich erst einmal Ernüchterung breit: Der Funktionsumfang ist eher klein und auch die Reaktionszeit der Remote-Funktionen lässt zu wünschen übrig.

Im Startscreen sieht man sein Fahrzeug und das letzte Navigationsziel im Vorschaubild von Google Maps. Unter dem Reiter „Remote“ erhält man schließlich Zugriff auf die möglichen Funktionen. Man hat hier die Möglichkeit, das Fahrzeug sofort zu klimatisieren. Die intelligente Heiz- und Lüftungsfunktion im Fahrzeug entscheidet, ob gekühlt oder doch aufgewärmt wird. Soweit so gut – aber das kann ich auch noch mit der Fernbedienung der Standheizung. Ich habe aber auch die Möglichkeit, die Einschaltzeit für die Klimatisierung in der App festzulegen. Dies kann ich sonst nur im Fahrzeug machen.

Weiterhin habe ich Zugriff auf weitere vier Remote-Funktionen: Fahrzeug verriegeln, Fahrzeug entriegeln, Hupe und Lichthupe nutzen. Schade hierbei ist es, dass mir der aktuelle Zustand des Fahrzeuges nicht angezeigt wird: Ist es nun abgeschlossen oder nicht? Schön gelöst dabei ist aber, dass ich einen Button mindestens 2 Sekunden lange gedrückt halten muss, um die Funktion auszulösen. Lasse ich vorher los, passiert nichts. Die App sagt mir dabei Bescheid, wenn ich zu kurz gedrückt habe. Nachdem die Funktion aktiviert ist, wird der Button kurz animiert und über der Fußleiste erscheint eine Statusanzeige. Diese färbt sich grün, wenn die Funktion erfolgreich ans Fahrzeug gesendet wurde. Hier wird der Nutzer schön an die Hand genommen und bekommt transparentes Systemfeedback.

Etwas irritierend sind die sehr langen Reaktionszeiten – teilweise braucht der Befehl vom Smartphone über den BMW-Server zu meinem Auto über eine Minute! Würde ich jetzt nachts auf einem großen Parkplatz stehen und mein Auto suchen, ist eine Minute ganz schön lang, bis die Lichthupe aktiv wird. Ich habe diesbezüglich bei BMW angerufen – die Mitarbeiter dort sind sehr hilfsbereit! Ich habe nach Erfahrungswerten gefragt und ob die langsame Reaktionszeit vielleicht an meinem doch etwas älteren Fahrzeug (3,5 Jahre) liegt. Dies konnte aber verneint werden. Es hänge wohl vom Empfang des Fahrzeuges, des Smartphones und von der Auslastung des Servers bei BMW ab. Ich werde das beobachten und auch mal auf dem Supermarktparkplatz eine Funktion aktivieren (vielleicht liegt es ja auch am Bundesland – in Niedersachsen hat schließlich ein anderer großer Automobilbauer die Nase vorn :)).

Was hingegen sehr schnell funktioniert, ist ein Ziel vom Smartphone ans Fahrzeug zu senden. Man muss hierzu nur wissen, dass man dies innerhalb der My BMW Remote App tun muss und nicht in der Google Maps App. Sitzt man dann allerdings im Fahrzeug, erwartet man, dass die Navigation automatisch die gesendete Adresse einstellt – und man dann eigentlich losfahren kann. Aber so einfach ist es dann doch nicht! In meinem Fahrzeug muss ich zuerst unter dem Menüpunkt „Connected Drive“ zu „Nachrichten“. Dort finde ich dann die Nachricht von meinem Smartphone für mein Fahrzeug mit der Zieladresse. Danach ist es wieder trivial: Nachricht auswählen, Ziel bestätigen – los geht’s!

Menüpunkt_ConnectedDrive

Im Fahrzeug finde ich die gesendeten Ziele von meinem Smartphone nicht in der Navigation sondern unter dem Menüpunkt ConnectedDrive/Nachrichten. Das muss man wissen.

Nutzer merken auch hier: Die Computer-zu-Computer-Kommunikation hängt noch etwas. Erwartet wurde etwas komplett anderes. Die Automobilbauer (und App-Entwickler) müssen hier noch etwas näher zusammenrücken und die Intuitivität der Funktionen ausbauen.

Die Apps von Audi und Daimler liefern ein paar mehr Funktionen

Auch die beiden direkten Konkurrenten von BMW haben Apps auf dem Markt. Betrachtet man die Bewertungen im App-Store, nehmen sich alle 3 nicht wirklich die Butter vom Brot: My BMW Remote hat 2,5 Sterne, Audi MMI connect 1,5 Sterne und Mercedes me immerhin 3 Sterne – das bisher beste Ranking.

Was fällt mir direkt auf? Bei Audi gibt es einen Testmodus. Das heißt, ich kann erst einmal ohne großen Aufwand schauen, was mir die App bietet. Und das ist ganz schön viel! Ich kann dabei zwischen 3 Testfahrzeugen wählen, die in der App hinterlegt sind. Und ich kann das Fahrzeug wechseln! Eine Funktion, die ich bei BMW bisher nicht gesehen habe. Allerdings muss sich das Handy in das WLAN des Fahrzeuges einwählen und somit funktioniert die App nicht wirklich remote… Dennoch: Der Funktionsumfang ist merklich größer als in der My BMW Remote App. Audi bietet nicht nur sehr viel mehr rund ums Parken und Navigieren, ich erhalte auch noch Zugriff auf ein Webradio, meine Mediathek und andere Apps wie Napster. Zudem kann ich auf meinen eigenen Kalender über das MMI im Fahrzeug zugreifen. Der große Funktionsumfang macht die App natürlich wieder unübersichtlicher.

Audi MMI Connect umfasst 3 Bereiche: Navigatin, Medien und Einstellungen. Der Testmodus erlaubt einen guten und schnellen Einblick in die Funktionen der App.

Wie sieht es mit Daimler aus? Direkt auf dem ersten Screen zeigt mir Mercedes Me an, dass diese App nur mit Fahrzeugen ab 2014 genutzt werden kann – schon mal ein guter Hinweis. In den ersten einführenden Screens erhalte ich einen Überblick über den Funktionsumfang: Ich kann Informationen wie den Tankfüllstand, Servicetermine etc. sowohl auf dem Smartphone als auch auf der Apple Watch ansehen. Auch in der Navigation gibt es etwas Neues: Neben dem Senden von Routen oder Zielpunkten vom Handy ans Smartphone kann ich für die letzten Meter meiner Strecke auch die Fußgängernavigation bis zum Zielort nutzen. Und ich bekomme anscheinend auch eine Mitteilung, wenn ich vergessen habe, mein Fahrzeug abzuschließen. Erst mal vielversprechend! Leider gibt es hier keinen Demo-Modus, so dass ich die App nicht ohne Registrierung und passendes Fahrzeug testen kann.

Bei Mercedes Me muss das Fahrzeug über einen Händler hinzugefügt werden. Erst dann kann der gesamte Service genutzt werden.

Mittlerweile gibt es von BMW auch noch eine weitere App: BMW Connected. Leider kann ich die App mit meinem Auto nicht nutzen – ich bekomme keine Verbindung. Die App funktioniert auch nur, wenn das Smartphone mit einem Kabel oder dem Snap-In Adapter mit dem Fahrzeug verbunden ist. Von Remote kann da keine Rede mehr sein. Dennoch hätte ich mit dieser App theoretisch Zugriff auf die Fahrzeugstatusinformationen wie Tankfüllstand, Reichweite oder Kilometerstand. Zudem können weitere Apps dann im Fahrzeug genutzt werden – aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Fazit: Ausbaufähig bei Funktion und Umsetzung

Die My BMW Remote App ist durchaus noch ausbaufähig – der Funktionsumfang liegt deutlich hinter Audi und Daimler. Und auch die Reaktionszeiten müssen dringend optimiert werden. Schwierig bleibt die Frage, welche Funktionen sinnvollerweise in eine Car Remote App integriert werden, die nicht schon vom Schlüssel bekannt sind. In Zukunft macht es wahrscheinlich am meisten Sinn, Remote-Anwendungen und In-Car-Anwendungen in einer App zu kombinieren und auch das Gesamterlebnis „Reise“ mit aufzunehmen.

Statusinformationen zum Fahrzeug, wie Servicetermine, sollten in meinen eigenen Kalender übertragen werden können und die Navigation sollte nicht mit dem Parken des Fahrzeuges enden, sondern auf einem anderen Device weiterlaufen, bis ich mein Ziel erreicht habe. Während der Fahrt habe ich natürlich Zugriff auf meine Telefoninhalte, wie u.a. Musik.

Mit der Frage, welche Funktionen sinnvoll und notwendig für solche Apps sind, beschäftigt sich Xaver Bodendörfer, unser Mitarbeiter und Masterand am Standort München.

Wie ist Ihre Erfahrung mit Car Remote Apps und In-Car-Anwendungen? Welche Funktion macht in Ihren Augen Sinn? Ich bin sehr auf Ihre Meinung gespannt!

Portraitfoto: Melanie Wieland

Melanie Wieland

Digital Researcher

cosnova GmbH

Bisher veröffentlichte Beiträge: 8

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