Das Design Thinking Playbook: Mit traditionellen, aktuellen und zukünftigen Erfolgsfaktoren
Ein Design Thinking Buch, bei welchem Design Thinking zur Erstellung des Buches genutzt wurde – klingt verwirrend? Ist eigentlich nur konsequent. So wurde ganz im Mind Set von Design Thinking mit der Frage gestartet: „Kennen wir als Autoren überhaupt die Bedürfnisse unserer Leser, für die wir das Buch schreiben?“ Und so wurde ganz im Sinne des Vorgehens zunächst damit begonnen, Kundenbedürfnisse zu ermitteln, Empathie aufzubauen und Personas zu erstellen. Entstanden ist ein Nachschlagewerk mit viel Wissen, Tipps und schönen Illustrationen.
Der Aufbau
Das Buch gliedert sich in 3 Teile: Traditionelle, Aktuelle und zukünftige Erfolgsfaktoren.
Im ersten Teil bekommt man einen Überblick über das generelle Vorgehensmodell des Design Thinking-Ansatzes: wie laufen die einzelnen Schritte ab, welche detaillierten Methoden kann man in jeder Phase anwenden, worauf kommt es an, worüber kann man stolpern… also etwas, um einen ersten Überblick zum Vorgehen zu erhalten.
Im zweiten Teil geht es darum, das komplette Rahmenmodell des Design Thinking optimal zu gestalten: Wie wählt und gestaltet man Räume, Teams, Einzelpersonen oder auch Prozesse in Unternehmen, so, dass Design Thinking optimal gelebt werden kann.
Der Dritte und letzte Teil dreht sich um die zukünftigen Erfolgsfaktoren: Wie kann mit Design Thinking auch in komplexen Prozessen Innovationen gestalten – Schlagwörter sind hier System Engineering / Systems Thinking, Lean Management, Agiles Arbeiten, Digitalisierung, Transformation, usw…
Kurzfassung
Das Design Thinking Playbook enthält mehr als einen großen Blumenstrauß an Methoden, die man direkt ausprobieren möchte. Und für mich zwar ein alter Hut – aber dennoch kann man es nicht oft genug sagen: Denkweisen und Methoden wie „Human Centered Design“ oder „Jobs to be done“ widersprechen nicht dem Design Thinking – diese gehen Hand in Hand.
Die Autoren betonen die Grundsätze der UUX-Branche immer wieder: Der Akteur muss Empathie zum Nutzer aufbauen, sich in den Nutzer hineinversetzen, seine Bedürfnisse verstehen, darauf aufbauend (mit Kreativ-Methoden) Lösungen entwickeln. Und natürlich: Testen, testen, testen! Die iterative Vorgehensweise wird hier immer wieder herausgestellt.
Und natürlich wird nicht nur gepredigt – die Autoren geben konkrete Tipps und Anleitungen, wie genau man dies erreicht und umsetzen kann. Viele Methoden werden mit kleinen Skizzen und Ideen zur Umsetzung untermalt.
Was ist nun Design Thinking?
Design Thinking ist eine ganz bestimmte Denkhaltung, um kreativ ein Problem zu lösen mit dem Ziel, Innovationen zu schaffen und mit der Lösung zu begeistern. Dabei werden nicht nur Wünsche und Bedürfnisse der Kunden, sondern auch wirtschaftliche Machbarkeit und technische Umsetzbarkeit berücksichtigt – jeder Faktor zu einem sinnvollen Zeitpunkt, um die Innovationskraft und Kreativität nicht zu früh einzuschränken.
Wie ist das Buch aufgebaut?
Es zeigt zunächst das generelle Vorgehensmodell inkl. konkreten Methoden pro Phase. Wenn man möchte, kann man sich hier selbst durchhangeln und vor allem das erste Kapitel als Anleitung für sich selbst nutzen. Kapitel 2 und 3 erweitern den Rahmen und geben noch mehr Denkanstöße.
Die schon erwähnten 3 Teile sind immer ähnlich aufgebaut:
- Vorgehensweise mit neuen Fakten und in Teil 2 und 3 auch neuen Denkanstößen für die Herausforderungen der Zukunft
- Schilderung konkreter Beispiele
- Anleitungen und Expertentipps für die Anwendung einzelner Methoden oder möglichen Regeln, die man aufstellen kann
- Key Learnings zu jedem Unterkapitel auf einer Seite kompakt zusammengefasst
Was kann man von diesem Buch (nicht) erwarten?
Nun, man wird nur durch das Lesen des Buches wahrscheinlich nicht direkt ein Profi im Design Thinking und ohne eine Anleitung in der Praxis wird man im ersten Anlauf auch nicht perfekt durchkommen. ABER es hilft, …
- … sich wieder auf die Grundsätze der menschzentrierten Entwicklung zu besinnen und dabei altbekanntes in Erinnerung zu rufen (iterative Herangehensweise, Prototypen bauen, verbessern, verwerfen, testen, testen, testen UND: weiter denken!).
- … neue Ideen und Werkzeuge kennenzulernen und sich damit zu beschäftigen.
- … es als Nachschlagewerk zu nutzen um Sicherheit bei den ersten eigenen Gehversuchen im Design Thinking zu erhalten.
Wer sollte das Buch lesen?
Das Buch ist kein richtiges Einsteigerbuch – man sollte sich zumindest theoretisch schon einmal mit der Materie beschäftigt haben und auch die ein oder andere Methode zur Erhebung und Strukturierung von Daten (Persona, Canvas, etc.), welche u. a. in der menschzentrierten Entwicklung genutzt werden, schon einmal genutzt haben.
Für Design Thinking-Neulinge empfiehlt sich eher ein Grundlagenbuch oder ein Praxiseinstieg über ein Training – dann kann dieses Buch sehr gut als Nachschlagewerk dienen.
Für diejenigen, die schon etwa wissen, was Design Thinking ist, empfehle ich, zuerst nur den ersten Teil zu lesen und erst nach einer Weile, wenn sich das Vorgehensmodell „gefestigt hat“, Teil 2 und Teil 3.
Fazit
Ein tolles Buch, welches auf jeder Seite viele neue Inhalte bringt und beim Lesen direkt Impulse für die konkrete Umsetzung gibt. Leider sind nicht alle Beispiele und Anleitungen zu konkret – manchmal fallen doch noch Buzzwords ohne weitere Erläuterung zum konkreten vorgehen. Nichts desto trotz ein Buch, das man Lesen und in der Praxis nutzen kann. Ich habe schon auf den ersten 50 Seiten bestimmt 10 Post-it-Lesezeichen verteilt, um mir die besten Tipps zu markieren.