Die 21 herausforderndsten Begebenheiten und skurrilsten Antworten von Probanden bei UX-Tests

Vor einem Laptop sind auf einem Tisch mehrere Zeichnungen zum Thema UX ausgebreitet.

In den 21 Jahren seit der Gründung von eresult ist es zu einigen amüsanten Begegnungen mit Probanden in UX-Tests gekommen. Um unser Jubiläum mit Ihnen zu feiern, wollen wir einige unserer lustigsten Geschichten mit Ihnen teilen! Womöglich haben wir aus Unterhaltungsgründen manche Situationen etwas überspitzt.

1. Expect the unexpected

Wer glaubt, dass die ältere Generation mit dem Smartphone ungeübt sei, wurde spätestens bei diesem 64-jährigen Probanden eines Besseren belehrt: An ihm kann sich die Generation Y noch eine Scheibe abschneiden. Er ging mit dem Smartphone so selbstverständlich um, als hätte er damit schon im Sandkasten gespielt.

2. “Mein Bruder zahlt.”

Das antwortete ein Proband ziemlich selbstbewusst auf die Frage, welche Zahlweise ihm am liebsten sei. Ja klar, das können wir gut verstehen. Gemeint war damit eigentlich, welche Zahlarten wie Überweisung, PayPal oder Kreditkarte, er bevorzugt.

3. Auf den Punkt gebracht

Nach einer längeren Explorationsphase des Probanden mit dem Untersuchungsgegenstand, in der er alle Raffinessen des modernen Interaktionsdesigns entdecken konnte und sich intensiv mit diesem auseinandergesetzt hatte, antwortete der Proband auf die Frage, wie sein Eindruck vom Testgegenstand sei, ganz allgemein und trocken: “Ich mag die Farbe.” Ok, kein Problem – nichts leichter als das: Hier wurden unsere Interviewer-Superkräfte gebraucht, um mehr Feedback vom Probanden zum Untersuchungsgegenstand zu erhalten.

4. Private Details

Eine Probandin ging während des Interviews ganz selbstverständlich an ihr Handy (da waren wir schon kurz sprachlos). Was dann aber folgte, damit hat keiner gerechnet und hat uns noch sprachloser gemacht: Sie berichtete einer Freundin viele sehr persönliche Details über ihren letzten Besuch beim Gynäkologen.

5. Proband verschluckt sich und läuft rot an

Ein Proband verschluckte sich beim Interview so heftig, dass er stark husten musste und rot anlief. Selbst die Kunden im Beobachtungsraum wurden schon unruhig. Was ein Glück, beruhigte sich die Lage schnell wieder.

6. Erste-Hilfe-Einsatz im Interview

Bei uns ist, Gott sei Dank, noch niemand ohnmächtig geworden oder gar ein Kind mit einem UX-ler als Geburtshelfer auf die Welt gebracht worden. Zumindest für den ersten Fall sind wir gut gerüstet dank ausgebildeten Ersthelfern im Team. Dennoch können wir in Zukunft auf deren Einsatz gerne verzichten.

7. „Et es wie et es“ und „Et hätt noch emmer joot jejange“

Das ist Kölsch und bedeutet: „Es ist, wie es ist“ und „Es ist bisher noch immer gut gegangen“. Das hat sich eine Probandin wohl auch gedacht, als sie an einem Aschermittwoch in unserem Kölner Teststudio mit Restalkohol und Glitzer im Gesicht für ein Interview parat stand. Die kölsche Frohnatur hat mit ihrer lockeren und direkten Art den Test bereichert und für manchen Lacher gesorgt.

8. Im selben Boot

Ein durchaus komplexer Testgegenstand forderte die gesamte Konzentration eines Probanden. Auf jeden kleinen Lichtblick des Verständnisses folgte ein Tal der Resignation, so dass der Interviewer bei dieser Erkenntnis-Achterbahn häufig Rückfragen stellen musste. Als dieser zum letzten Versuch, motiviert des Konzepts Rätsel zu lösen, den Probanden bat, den Testgegenstand mit seinen eigenen Worten zu erklären, fühlte sich dieser in seinem verwirrten Eindruck bestätigt und antwortete selbstsicher: „Sehen Sie, das ist so kompliziert, dass nicht einmal Sie das verstehen, wenn Sie mir ständig dazu Fragen stellen.

9. Startschwierigkeiten

Es kommt immer wieder vor: Probanden sind verunsichert über die Situation und was bei einem Nutzertest auf sie zukommt. Sie werden sichtlich nervös, wenn sie realisieren, dass sie mit dem Interviewer allein sein werden und keine weiteren Personen anwesend sind (wie beispielsweise bei einer Fokusgruppe). Hier muss der Interviewer umso mehr eine gute Atmosphäre und Vertrauen schaffen und dem Probanden die Ängste nehmen, indem er z. B. besonders betont, dass diese nichts falsch machen können und sie nicht von uns bewertet werden, sondern der Testgegenstand. „Sie haben den einfachsten Job hier – Sie müssen mir nur Ihre Meinung sagen, um alles andere kümmere ich mich.“ Und: „Sie können nichts kaputt machen. Gehen Sie einfach so vor, wie Sie es normal tun würden, wenn ich nicht hier wäre.“

10. Fingerspitzengefühl

Beim Anblick der extravagant gestalteten und formschönen Fingernägel einer Probandin kamen uns Zweifel, ob ein Usability-Test am Smartphone rein physikalisch überhaupt möglich wäre. Allerdings bewies die Dame trotz extrem langer Fingernägel im wahrsten Sinne Treffsicherheit auf dem kleinen Smartphone-Display.

11. Empfindsame Nase

Bei einem Nutzertest im Studio kommt man den Probanden als Interviewer recht nahe. Hier bleibt ein Besuch beim Lieblings-Griechen oder dem Dönermann um die Ecke kurz vor dem Test nicht verborgen. Gar zu Kopfschmerzen kann es führen, wenn – besonders Probandinnen – es mit dem Parfüm zu gut meinen. Nicht nur um den Geruch des vorherigen Probanden aus dem Raum zu bringen und dem nächsten Probanden eine angenehme Test-Experience zu bieten, ist regelmäßiges Lüften zwischen den Interviews wichtig. Frischer Sauerstoff erhöht die Aufmerksamkeit und fördert das Denken. Tipp: Denken Sie auch an weitere Hygiene, wie das Desinfizieren der Testgegenstände beim Wechsel der Probanden.

12. Lehrstunde

Natürlich erwarten wir von unseren Probanden Erkenntnisse zur Usability und User Experience. Aber wenn sich der etwas schüchtern wirkende, zunächst ruhige Heizungsbauer als wahrer Experte für günstige Flugreisen herausstellt und bei diesem Thema richtig Begeisterung zeigt, nehmen wir diese Tipps natürlich gerne mit.

13. Spieglein, Spieglein an der Wand

Es war einmal ein magischer Spiegel in einem Teststudio. Dieser war so verzaubert, dass man von einer Seite durch ihn hindurchschauen konnte – von der anderen Seite aus betrachtet, schien er aber wie ein gewöhnlicher Spiegel. Dieser Zauber war der holden Probanden-Maid allerdings nicht bewusst. Sie prüfte ihr Antlitz und schob eine Strähne ihres Haares, so schwarz wie Ebenholz, aus ihrem Gesicht. Aus den Tiefen Ihrer Tasche zog sie einen blutroten Lippenstift und trug diesen auf ihre wunderschönen Lippen auf. Auf der anderen Seite des magischen Spiegels amüsierten sich die sieben Zwerge ob dieser Mundakrobatik.

Sehen Sie selbst, welche Freude ein magischer Spiegel bereiten kann: https://www.youtube.com/watch?v=fkHlhiG0h70&feature=youtu.be

14. Alternative Maßeinheit

Manchmal sind auch wir etwas berufsblind. Manchmal denken wir zu sehr in vorgegeben Mustern. Auf die Frage nach dem monatlichen Datenvolumen eines Handytarifs erwarten wir eigentlich eine Angabe in Gigabyte. Konfrontiert mit der harten Realität, mussten wir bei einer 52-jährigen Vorsitzenden des offiziellen Kastelruther Spatzen-Fanclubs feststellen, dass „sieben Youtube-Videos am Tag“ durchaus als Maßeinheit akzeptabel ist.

15. Stimmen aus dem Nichts

Wir kennen es alle: Der Proband macht eine unvorhergesehene oder besonders lustige Aussage über den Testgegenstand. Die Crowd im Nebenzimmer feiert diese, lässt ihren Emotionen freien Lauf und lacht laut drauf los. Manchmal entlockt diese Reaktion dann wiederrum beim Probanden ein Schmunzeln oder gar milden Kommentar wie: „Das fanden die jetzt lustig.“ In den meisten Fällen haben wir aber nicht den Eindruck, dass Probanden die ausgelassene Stimmung im Nebenraum mit ihren Aktionen oder Kommentaren in Verbindung bringen, schließlich dreht sich die Welt außerhalb des Teststudios weiter.

16. Unerwartete Gesangseinlage

Die 7-jährige Tochter einer Probandin fühlte sich offensichtlich bei uns sehr wohl. Während die Mutter mit dem Testgegenstand beschäftigt war und Use Cases bearbeitete und die Fragen des Interviewers beantwortete, verwandelte ihr Nachwuchs unser Teststudio in eine Showbühne. Das Ausmalen ihrer mitgebrachten Mandalas entspannte sie so sehr, dass sie ihre Umgebung vergaß und anfing zu singen. Zusätzlichen zu dieser spontanen Performance wurden wir im Anschluss an den Test mit den ausgemalten Bildern der jungen Künstlerin beschenkt.

17. Haltung beweisen

Wie halten Sie eine Maus? Führt das Kabel von Ihnen weg? Befinden sich die Maustasten unter Ihren Fingern? Oder klicken Sie mit Ihrem Handballen? Anders gefragt: In welche Richtung bewegt sich der Cursor, wenn Sie die Maus „verkehrt herum“ halten? Spiegelverkehrt? Auf dem Kopf? Um 180 Grad gedreht? Klingt verwirrend. Genau das waren wir auch, als ein Proband mit scheinbarer Selbstverständlichkeit zu Beginn des Nutzertests die Maus resolut drehte. Zu unserer Überraschung hinderte ihn das aber nicht daran, den Test erfolgreich durchzuführen.

18. Die (un-) endliche Geschichte

Persönliche Eindrücke und Gedanken unserer Probanden sind wichtig und für jeden Test willkommen, um weitere Einblicke in die Lebensrealität zur Nutzung des Testgegenstands zu erhalten. Wenn die Probanden voller Enthusiasmus ein wenig abschweifen, müssen wir den richtigen Punkt abpassen, um das Gespräch wieder in die geordneten Bahnen eines professionellen Interviews zu lenken. Eine Faustregel: Wenn Sie die Namen aller Enkelkinder kennen, wird es Zeit zu den Fragestellungen des Tests zurückzukehren.

19. Im Dunkeln

Das Studio ist gut ausgeleuchtet. Die Kamera geradewegs auf den Probanden gerichtet. Der Akku des mobilen Endgeräts ist geladen. Die Leitung zum Kunden steht. Und plötzlich… DUNKELHEIT. Der Strom ist weg. Was nun? Zur Not reicht auch der Lichtschein der Taschenlampen-App. Und weiter geht es mit dem Interview. (An dieser Stelle einen schönen Gruß an die Stadtwerke.)

2o. Candle-Light-Dinner

Manche Probanden hätten wohl nichts gegen eine etwas romantischere Beleuchtung im Teststudio einzuwenden, wenn sie von unseren Interviewern und Interviewerinnen so angetan sind, dass sie gerne mehr Zeit mit ihnen verbringen würden. Es ist auch schon vorgekommen, dass im Anschluss an den Test nach Telefonnummern oder direkt nach einer Verabredung gefragt wurde. Wir wissen solche Sympathiebekundungen natürlich zu schätzen, müssen aus professioneller Sicht aber jegliche Angebote dankend ablehnen.

21. Traurig, dass es hier schon zu Ende ist?

Im Buch „The Moderator’s survival guide“ geben Donna Tedesco und Fiona Tranquada noch mehr Geschichten aus dem Interviewer-Nähkästchen zum Besten. Außerdem hilfreiche Tipps für jeden, der sich auf alle möglichen – und vor allem auch unmöglichen – Interviewsituationen bestmöglich vorbereiten möchte.

Welche besonderen Ereignisse bei Usability-Tests sind Ihnen noch in Erinnerung? Über welche Aussage eines Probanden haben Sie das letzte Mal herzlich gelacht?


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Happy Birthday, eresult!

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Quelle: Brooke Lark | unsplash

Beitragsbild: Amélie Mourichon bei unsplash

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