5 gute Gründe warum Design Workshops Ihre Produktentwicklung erfolgreicher machen

Auf einem gelben Zettel an einer Pinnwand ist eine leuchtende Glühbirne gezeichnet.

Agile! Lean! Wir brauchen einen Workshop. Kommt lasst uns Design Thinking und Ideation machen, noch heute. Creation & Innovation ist immer gut. Und Google Design Sprints! Lasst uns Spaß haben und Post-Its an die Wände kleben. Kaffee dazu?

All die Buzzwords sind kein Vorwand, um diesen Artikel suchmaschinenoptimiert zu machen (okay ein bisschen schon). Es ist einfach harte Realität, dass mit den Begriffen häufig um sich geworfen wird, ohne so ganz genau zu wissen, wie sie sich unterscheiden. Und oftmals werden Design Sprints oder Design Thinking Workshops als „coole, verrückte Brainstorming Sessions“ abgestempelt.

Was sind Design Workshops?

Design Workshops, sei es nun Design Thinking, Design Sprints oder eine andere Herangehensweise, haben prinzipiell alle die Motivation in relativ kurzer Zeit, meist 1 bis 5 Tage, neue Ideen (Features, Produkte, Software, Services,…) zu entwickeln und dazu möglichst direkt Nutzerfeedback zu bekommen. Dabei ist der Grundsatz verschiedene Departments mit einzubeziehen, zunächst eine große Anzahl an Ideen zuzulassen, diese Ideen möglichst effizient auszusieben und dann zu verfeinern.

Bisher habe ich persönlich überwiegend sehr gute Erfahrungen mit Design Workshops gemacht, sowohl mit kurzen, eintägigen, bis hin zu kompletten fünftägigen Design Sprints und mehrmonatigen Projekten angelehnt an den Product Discovery Ansatz. Wenn sie gut vorbereitet und durchgeführt werden, geht es weit über ein einfaches Brainstorming hinaus – man bekommt konkrete Ergebnisse, statt hundert unbrauchbarer Ideen.
Über die Jahre habe ich gelernt, welche guten Gründe es für Workshops dieser Art gibt.

Grund 1: Das gesamte Team lernt nutzerzentriert zu denken

Schon als ich noch nicht als externer UX Berater unterwegs war, sondern als Produktmanager oder interner UXler gearbeitet habe, waren mir Design Workshops sehr wichtig. Solche Workshops habe ich mehrfach für zentrale Features oder richtungsweisende Entscheidungen der von mir betreuten Apps oder Webseiten eingesetzt. Am Anfang steht meist etwas Skepsis im Raum (als wäre so ein Workshop keine „richtige“ Arbeit). Meist ist es laut meiner Erfahrung aber in hohe Motivation und intensives Feilen an der zu lösenden Aufgabe umgeschlagen.

Workshopformate oder gar Prozesse wie Product Discovery, Design Thinking oder Design Sprints stellen die Nutzer in den Mittelpunkt. Es geht immer auch darum die neuen Ideen frühzeitig zu testen und wertvolles Feedback von (potentiellen) Anwendern zu bekommen. Der permanente Blick auf die Nutzer ist außerhalb von UX Teams üblicherweise nicht so tief in der DNA verwurzelt. Übergreifend über mehrere Departments Ideen zu entwickeln und sie umgehend zu testen fördert das Verständnis für die Zielgruppen ungemein und regt häufig schon während der Testphase zu Diskussionen an. Um die Nutzerfreundlichkeit zu steigern, kommen so in der Regel direkt Vorschläge verschiedenster Disziplinen des Unternehmens.

Der Unterschied ist normalerweise schon enorm. Während sonst oftmals Ideen entwickelt werden, die dann irgendwann (wenn überhaupt) mal mit potentiellen Endanwendern getestet werden, so ist in Design Workshops allen Beteiligten von vornherein klar, dass die neuen Ansätze in naher Zukunft Nutzern gezeigt werden. Spätestens wenn die Beteiligten das Feedback der Nutzer sehen, sprudeln schon neue Ideen, wie das Produkt noch besser gemacht werden kann. Oder aber man sieht gar, dass grundsätzlich etwas am Konzept angepasst werden muss.

Grund 2: Fallstricke und Konflikte werden frühzeitig erkannt

Gerade bei Software-Produkten, die schon lange am Markt sind, gibt es viele Aspekte die in der Entwicklung eines neuen Features bedacht werden müssen:

      1. 1. Braucht die Zielgruppe unsere neue Idee? Was sind überhaupt deren Bedürfnisse? (Hier kann es auch helfen die Eigenschaften vorhandener

Personas

    1. mit einzubeziehen)
      2. Verdienen wir damit Geld? Wenn ja wie? (Business goals!)
      3. Gab es ein ähnliches Feature schon mal? Gab es hier Probleme?
      4. Passt die Idee in die Unternehmens-Strategie, in das Corporate-Design, etc.?

Ist die neue Idee technisch umsetzbar? Ändert man die Idee oder passt man die vorhandene Technik an? (v. A. die Expertise von Datenbank- und anderen Backend-Entwicklern ist hier oftmals ganz entscheidend – sehr wichtig bei Online-Shops, die es seit mehreren Jahren gibt.) In Design Workshops, an denen verschiedene Departments teilnehmen, können in der Diskussion über neue Ideen Vor- und Nachteile sowie mögliche Fallstricke direkt diskutiert und aufgedeckt werden.

Grund 3: In (gut geleiteten) Design Workshops werden effizient Entscheidungen getroffen

Ein Design Workshop bietet die rare Gelegenheit, dass verschiedene Departments für längere Zeit zusammen sitzen und direkt miteinander kommunizieren anstatt Entscheidungen von Meeting zu Meeting zu schleppen. Die zu lösenden Probleme können gezielt und konzentriert angegangen werden ohne dass das Tagesgeschäft mit seinen vielen Problemen und E-Mails ständig dazwischen funkt.

Am Ende eines Design Workshops haben optimalerweise alle Beteiligten ihre Positionen vertreten, wichtige Argumente und Einwände vorgebracht, so dass am Ende eine Entscheidung steht, mit der alle leben können, die zumindest ein Kompromiss aus allen Positionen ist oder deren Vor- und Nachteile immerhin von allen verstanden wurden.

Damit das gelingt sollten jedoch wirklich Vertreter verschiedener Bereiche teilnehmen, typischerweise:

  • Produktmanagement
  • User Experience
  • Design
  • Entwicklung / Programmierung (Frontend und Backend)
  • Besonders Wichtig: Ein Entscheider, der erarbeitete Lösungen festlegen/absegnen kann. (Die beste Lösung bringt nichts, wenn sie am Ende nicht vom Chef akzeptiert wird.)

Grund 4: Design Workshops fördern Innovation

Zu Kreativitätstechniken zählt nicht einfach nur wildes Brainstorming. Welchen der verschiedenen Ansätze von Design Workshops Sie auch wählen, typischerweise bestehen die Phasen zur Innovation aus:

    1. 1. Möglichst viele Ideen generieren. Alles ist erlaubt.
      2. Zusammentragen, diskutieren.
      3. Ideen aussieben.
      4. Vielversprechendste Ideen verfeinern.

Je nach Format des Workshops kann das in mehreren Iterationen, also Wiederholungen, stattfinden.

Wichtige Vorteile für Design Thinking Workshop

High-Level Ablauf eines Design Thinking Workshops
Copyright: Richard Bretschneider / eresult.de

Dass wirklich etwas ganz Neues entsteht, kann natürlich keiner garantieren. Aber ein gut organisierter Design Workshop schafft die passende Atmosphäre und die Rahmenbedingungen, aus eingefahrenen Denkmustern auszubrechen und neue Ideen zu wagen. Vor allem in Ansätzen wie Product Discovery, in denen ganze Produkte oder Services neu entwickelt werden sollen ist es wichtig neue Wege zu gehen, um nicht einfach nur das altbekannte „Me-too-Produkt“ auf den Markt zu bringen, das man schon 100 mal gesehen hat.

Copyright: kreus / fotolia.de

Ganz ehrlich gesagt: Oft kommen ganz am Anfang erst mal die Ideen, die etwas unspektakulär sind, etwas das man schon kennt. Gerade aber, wenn die kreativen Hirnareale etwas aufgewärmt sind und die (etwas gemeinen) Techniken, in denen z. B. jeder in 5 Minuten 5 neue Konzepte kritzeln muss (siehe crazy eight, 6-3-5 und weitere Kreativitätstechniken), auf den Tisch kommen, wird es spannend. Zunächst verrückt wirkende Ideen inspirieren andere Workshopteilnehmer, deren darauf aufbauende Ideen inspirieren wieder weiter.

Grund 5: Am Ende eines Design Workshops steht etwas Greifbares

Im Gegensatz zu klassisch-unproduktiven Meetings ohne klares Ergebnis, steht am Ende von einem Design Workshop eine konkrete Idee, die zusammen erarbeitet und auf Machbarkeit überprüft wurde. Es gibt im besten Fall einen konkreten Prototypen und Nutzer haben ihr Feedback dazu gegeben. Die nächsten Schritte bis zur Umsetzung können meist zeitnah benannt werden.

Um ein wenig die Romantik zu nehmen, muss ich fairerweise auch sagen, dass am Ende eines Design Workshops die Erkenntnis stehen kann, dass die aktuelle Version noch nicht gut funktioniert. Aber ist das schlimm? Ist der Workshop gescheitert, wenn die Nutzer ein verheerendes Urteil gegeben haben? Nein, in keinster Weise: Ich habe es noch nie erlebt, dass in so einem Fall alles vertane Mühe war. Oft lernt man sehr viel, was sonst erst aufgefallen wäre, nachdem man die Idee ausgerollt und vergebens auf den Erfolg gewartet hätte. Das wäre dann richtig teuer und enttäuschend geworden. Also selbst wenn ein Design Workshop noch keine fertige Idee abwirft, so wird im schlechtesten Fall ein gemeinsames Verständnis davon entstehen, welche Teile einer Idee eben nicht funktionieren. Und auch das ist oft ein sehr wichtiger Schritt hin zu einem erfolgreichen Produkt.

Welcher Workshop passt zu mir?

Welche Art von Design Workshop letztlich zu Ihrem Projekt passt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Lesen Sie die genaueren Unterschiede sowie Vor- und Nachteile zwischen Design Sprints, Design Thinking, Design Studio und Product Discovery auf eresult.de.

Portraitfoto: Richard Bretschneider

Richard Bretschneider

Principal User Experience Consultant

eresult GmbH

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