Formulargestaltung – Die verflixte Hausnummer
Wohl jedem Internet-Nutzer ist es schon einmal passiert, dass sie bzw. er beim Ausfüllen eines Formulars im Internet einen Fehler gemacht hat. Fehler beim Ausfüllen eines Formulars passieren und das ist auch nicht schlimm – solange, im Falle eines Fehlers eine klare und eindeutige Fehlermeldung gegeben wird.
Einige Fehler sind aber nicht bedingt durch kleine Unachtsamkeiten oder einen Tippfehler seitens des Nutzers. Gemeint sind Fehler, die auf die konzeptionelle Gestaltung des Formulars zurückzuführen sind, d. h. Abfragen im Formular werden nicht den „Denkweisen der Nutzer“ gerecht dargestellt.
Auf Formularen wird oft nach den persönlichen Daten der Nutzer gefragt, wie z. B. Name, Adresse, Telefonnummer etc. Wie diese Daten abgefragt werden ist sehr unterschiedlich. Dem Nutzer wird für die Eingabe seiner Adresse (Straße und Hausnummer) einmal ein Eingabefeld bereitgestellt und ein anderes Mal erfolgt die Abfrage über zwei Eingabefelder.
Erfolgt die Abfrage über zwei Eingabefelder, dann schleicht sich oft der Fehler ein, dass die Straße und Hausnummer in dem ersten Eingabefeld (dem für die Straße) eingetragen werden.
Bei einer eResult-Studie hat sich herausgestellt, dass 54,3% der Befragten die Eingabe Ihrer Straße und Hausnummer über nur ein Eingabefeld einfacher finden. Nur 28,5 % bevorzugten hingegen die Eingabe über zwei Eingabefelder. 17,2 % fanden beide Möglichkeiten gleich einfach bzw. schwer.
Das könnte folgendermaßen erklärt werden: Die Straße und Hausnummer werden als „Einheit“ von den Nutzern gespeichert und daher immer in einem „Atemzug“ genannt. Die Information des Straßennamens bzw. der Hausnummer allein nützt dagegen nichts. Hier wird es dann zumeist als störend empfunden, wenn der Nutzer bei der Eingabe ‚unterbrochen’ wird, indem er die Hausnummer in einem getrennten Eingabefeld eingeben muss (Auch wenn er einfach mit der Tab-Taste weiterspringen kann).
Mal ganz ehrlich: Ist Ihnen auch schon einmal dieser Fehler passiert?
Ich kann die Vermutung, dass Straße und Hausnummer als Einheit gesehen werden nur bestätigen. Mir geht es jedenfalls immer so. Für mich ist auch Postleitzahl und Ort eine Einheit, obwohl es da wohl bei der Verarbeitung hinterher mehr Probleme geben kann.
Ich bleibe bei Formularen mit getrennten Feldern jedenfall oft hängen und muss mich dann neu orientieren.
Ich würde auch eine schwarze Schrift bei der Eingabe vorziehen, dann wäre der Text für mich besser lesbar.
Der Kommentar zur Textfarbe bezog sich auf die Eingabe in diesem Kommentarfeld
Ich kann nicht nur den „Fehler“ im Artikel und ersten Kommentar bestätigen, sondern bei mir ist es leider häufig so, das ich mich auch technischen Problemen gegenüber sehe: Ich habe die Hausnummer „2-4“. Hier ist es oft so, das sich (vermutlich) Entwickler nicht vorstellen können, das es Hausnummern wie „2-4“ oder „172a“ gibt.
Ja, das kenne ich auch … Oder solche Eingaben wir: 2 / App. 3 – da kommt dann schnell Verärgerung auf, wenn man für die Hausnummer ein separates Eingabefeld hat, da dann aber nur 3 Zeichen zugelassen sind. Das mit den zwei Eingabefeldern ist für die Datenbanken „klasse“ – vor allem wenn es darum geht unterschiedliche Datenbanken zu vereinen. Für den Nutzer jedoch leider nicht immer …
Ist aus meiner Sicht ein Dilemma, das sich leider kaum wird lösen lassen. Oder gibt es da vielleicht innovative Ansätze die die Anforderungen von Nutzern und Datenbanken vereinnen?
An sich sollte es ja kein Problem sein, die Daten nicht als Zahlen sondern als Zeichenkette zu speichern. Man sieht so viele unterschiedliche Möglichkeiten nur leider ist mir eine richtig gute noch nie aufgefallen.
Ich persönlich präferiere Formularfelder mit einem Eingabefeld; Gewohnheitsbedingt, auf Grund Formularen in Behörden…
In diesem Zusammenhang würde mich auch interessieren ob einer der Anwesenden das Buch »Web form design ? Filling in the blanks, von Luke Wroblewski« kennt und empfehlen kann.
Link vergessen: http://rosenfeldmedia.com/books/webforms/
Werden Strasse und Hausnummer zusammen in einem Feld abgefragt, passiert
es, dass die Hausnummer vergessen wird. Und dann?
Einfach das Paket versenden ist riskant und die Nacherhebung der Hausnummer
per Telefon oder E-Mail ist zusätzlicher Aufwand und kostet Zeit.
Ich stimme zu, dass es ein Dilemma ist. Allerdings gibt es auch gute Gründe, die Hausnummer separat abzufragen. Siehe oben: ob die Hausnummer eingegeben wurde, kann nur kontrolliert werden, wenn es ein getrenntes Feld ist. Außerdem ist es manchmal so, dass es eine feste Straßenliste gibt, die im Formular angeboten wird, um die Eingabe zu erleichtern bzw. eine falsche Eingabe zu vermeiden. Da kann die Hausnummer verständlicherweise kein Bestandteil des Straßenfeldes sein (Formularbeispiel im Link).
Dass die Hausnummer in Formularen falsch eingetragen wird, liegt m.E. auch daran, dass der HTML-Standard die Möglichkeit, dieses Feld separat zu gestalten, beim autocomplete-Parameter ignoriert und nur ein Feld „street-address“ vorsieht. Und dann funktioniert das Autofill des Browsers nicht richtig.
Die oben genannte Studie müsste man sich mal genauer anschauen. Aber dass gut 54% der Nutzer ein Feld für Straße und Hausnummer einfacher empfinden, halte ich für nicht so relevant, da scheinen mir andere Faktoren wie Erreichbarkeit der einzelnen Felder, Benutzbarkeit von Maus, Tastatur und TouchScreen und Gestaltung des Formulars ebenso wichtige Einflüsse zu haben. Wenn ich klar sehe, dass ich eine extra Feld für die Hausnummer hinter dem Straßennamen habe, drücke ich eben kurz mal TAB und gebe dann die Hausnummer ein…
Leider sind die in den 90er Jahren entwickelten Formulareingabehilfen wie automatische Cursorpositionierung im ersten Feld, Benutzung der ALT-Taste inklusive Auszeichnung der entsprechenden Hotkeys und andere Tastaturfunktionen durch Nachlässigkeit (?) und Verwendung von Touchscreens aus der Mode gekommen. Studien haben nämlich gezeigt, dass die Tastaturbenutzung viel effektiver ist als sich ewig mit der Maus durch den Bildschirm zu klicken. Wenn dieses alte Wissen reaktiviert würde, würden viele Benutzer viel schneller durch die Formulare kommen und das separate Hausnummernfeld wäre nicht der Rede wert.