Die Top 3 Fragen zum Burger-Menü

Burger und Pommes auf einer Holzplatte.

Das Burger-Menü wirft regelmäßig bei unseren Nutzertests Fragen auf – sowohl von Nutzern, als auch von unseren Kunden. Moment… Wir machen doch User Experience, warum reden wir jetzt vom Essen? Der schmackhaft klingende Name geht auf die drei übereinander liegenden Striche zurück: Manch einer mag darin ein Patty, dass in zwei Brötchenhälften liegt, sehen.

Das Burger-Menü ist eine Variante der versteckten Navigation. D.h. die Elemente des Hauptmenüs sind erst durch eine explizite Nutzeraktion sichtbar, z. B. durch Klick auf das Burger-Icon. Dem gegenüber steht die sichtbare Navigation. In dieser werden die Elemente des Hauptmenüs von vornherein angezeigt, müssen also nicht erst durch einen Klick sichtbar gemacht werden.

Burger-Menü (links) vs. sichtbares Menü (rechts)

Burger-Menü (links) vs. sichtbares Menü (rechts)
Quelle: Richard Bretschneider (eResult GmbH)

Wir haben die typischsten Probleme und Fragen rund um das Burger-Menü zusammengefasst.

Wird das Burger-Icon von Nutzern erkannt?

Das kommt ganz darauf an. Auf Smartphones wird das Burger-Icon relativ gut angenommen. Auf Desktop-Seiten haben wir häufiger Probleme erfahren. Die Gründe dafür können sehr vielfältig sein:

Auffindbarkeit. Im Vergleich zu Desktop-Bildschirmen sind Smartphone-Displays natürlich deutlich kleiner. Das Burger-Icon kann weniger schnell zwischen den anderen Seitenelementen untergehen.

Verständnis. Durch die Verbreitung in Apps, wird auf Smartphones häufiger erwartet, dass das Hauptmenü hinter einem Icon versteckt ist. Bei Webseiten auf Desktop ist dieses Pattern weniger verbreitet und bekannt.

Design. Burger ist nicht immer gleich Burger. Es gibt unterschiedliche Designs des Burger-Menüs, die nicht alle gleich gut funktionieren. Dies sind einige typische Varianten:

Varianten der Burger-Menü-Darstellung

1.Burger alleine 2. Burger mit Label 3. Label alleine
4. Burger alleine mit Rahmen 5. Burger mit Label und Rahmen 6. Label mit Rahmen
Quelle: Richard Bretschneider (eResult GmbH)

Sowohl unsere Erfahrung, als auch andere Studien zeigen: Meist funktioniert die Variante Label und Rahmen (Nr. 6 in der Abbildung) am besten. „Am besten“ soll hier heißen, dass es gut als Menü erkannt und häufig genutzt wird. „Burger mit Label und Rahmen“ (Nr. 5 in der Abbildung) funktioniert ebenfalls gut. Der Burger alleine schneidet im Vergleich eher schlechter ab. Egal welche Variante: Mit Rahmen wird der Button meist eindeutiger als klickbar bzw. als Navigationselement erkannt sowie auch häufiger genutzt als Versionen ohne Rahmen.

Gibt es UX-Metriken, die messen, wie gut das Burger-Menü funktioniert?

Es gibt mehrere Metriken, anhand derer man bewerten kann, ob das Burger-Menü (bzw. eine versteckte Navigation) oder einer sichtbare Navigation besser funktioniert. Lohnenswert ist ein A/B-Test, in welchem Sie ein verstecktes gegen ein sichtbares Menü gegenüberstellen und die folgenden Metriken vergleichen:

  • Nutzungshäufigkeit des Menüs
  • Anzahl besuchter Seiten pro Visit
  • Gesamtdauer der Nutzung

In qualitativen Fragen lohnt vor allem der Vergleich folgender Werte:

  • Empfundene Seitengeschwindigkeit
  • Empfundene Schwierigkeit der Aufgabe
  • Allgemeine Zufriedenheit mit der Seite

Meistens ist vor allem die Nutzungshäufigkeit der Menüs beim Hamburger-Menü deutlich geringer. Auf Desktop wird eine sichtbare Navigation etwa 2 x häufiger geklickt als eine versteckte Navigation, wie z. B. ein Burger-Menü. Bei Smartphones liegen die Zahlen meist etwas näher beianander, hier wird eine sichtbare Navigation etwa 1,5 x häufiger geklickt. Eine geringere Nutzungshäufigkeit ist jetzt natürlich nicht automatisch schlechter zu bewerten, jedoch sollte v.A. auch überprüft werden, ob bei der Variante mit Hamburger-Menü ggf. die Nutzer sich insgesamt weniger auf der Seite bewegen und z. B. weniger Content konsumieren. Gründe für die geringere Nutzungshäufigkeit des Hamburger-Menüs können vielfältig sein:

Informationsgehalt. Bei einer versteckten Navigation ist nicht offensichtlich, welche Menüpunkte sich dahinter verstecken. Für die Nutzer ist es also nicht unmittelbar klar, ob sie dort das finden, was sie suchen.

Aufwand. Es ist immer mindestens ein zusätzlicher Klick notwendig, um das Menü zu öffnen.

Präsenz. Menüpunkte, die immer sichtbar sind, bleiben den Nutzern einfach präsenter vor Augen.

Es kann durchaus vorkommen, dass Nutzer keine Usability-Probleme mit dem Hamburger-Menü haben, aber dennoch das Engagement (V.A. Anzahl besuchter Seiten, Gesamtdauer der Nutzung) auf der Seite nicht gut ist.

Was habe ich für Alternativen zum Burger-Menü?

Für Desktop-Webseiten empfehlen wir die Hauptnavigation immer so darzustellen, dass diese nicht hinter einem Menü versteckt ist. In der Regel ist dafür ausreichend Platz vorhanden. Alternativen zum Hamburger-Menü für Smartphones gibt es viele, es kommt jedoch ganz auf die Art der Webseite/App an, was letztendlich passend ist:

Menu Bar. Die Variante kann am oberen oder unteren Bildschirmrand platziert werden. Am ergonomischsten ist die Position unten, da auf Smartphones überwiegend der Daumen zur Navigation verwendet wird und somit der untere Bildschirmbereich einfacher zu erreichen ist. Das Menü kann beim Scrollen verschwinden oder sticky sein. Der Vorteil der sticky Variante ist, dass das Menü immer erreichbar bleibt. Der Nachteil ist natürlich, dass der Bildschirmplatz rar ist und das Menü viel davon einnimmt. Möglich ist die Menu Bar nur mit Labels oder mit Bild + Label. Letzteres ist häufig etwas kompakter und bietet für Touch-Interfaces eine bessere Zielfläche zum Tippen. Welche Variante auch gewählt wird, man kommt nicht darum herum zu reduzieren. Mehr als vier bis fünf sichtbare Menüelemente sind meist nicht möglich. Hat das Hauptmenü mehr Elemente, sollten die wichtigsten Menüpunkte sichtbar sein und weniger relevante erst auf Klick erscheinen.

Darstellung, wie New Yorker das Menü umgeht

New Yorker entkommt dem Hamburger Menü auf zwei Wegen: 1. Dropdown oben rechts, in dem stets zu sehen ist, in welchem Bereich man gerade ist. 2. Große Buttons weit oben auf der Seite, mit denen sich die Nutzer direkt einer Zielgruppe zuordnen können (Women, Men,…)
Quelle: newyorker.de

Hauptkategorien als Bildlabels

BBC.com zeigt zwei wichtige Hauptkategorien „News“ und „Sport“ direkt als Textlabels. Weitere Kategorien sind hinter „More“ versteckt.
Quelle: bbc.com

Mehr Links im Content. Gerade auf mobilen Seiten ohne permanent sichtbare Hauptnavigation bietet es sich an, den Content mit Querverweisen und weiterführenden Links zu versehen. Besonders am Ende einer Seite sollten die Nutzer nicht erst wieder komplett hochscrollen müssen, sondern einladende Call-to-Actions angeboten bekommen. Dies ist natürlich kein kompletter Ersatz für eine Hauptnavigation, kann letztere aber deutlich unterstützen.

Textverweise sind durch Wikipedia bekannt

Verweise im Text sind besonders bekannt von Wikipedia. Aber auch auf Newsseiten sind sie verbreitet. Diese Art der Verlinkung kann die Navigation innerhalb der Seite (seltener auch auf externe Seiten) deutlich verbessern, da nicht erst in einem Menü gesucht werden muss.
Quelle: wikipedia.com

Línks am Ende eines Textes bei Spiegel.de

Links am Ende eines Texts helfen auf mobilen Webseiten vor Allem deshalb, weil man nicht erst wieder ganz nach oben scrollen muss, sondern direkt zu einem weiteren Teil der Seite navigieren kann. Anbieten würden sich beispielsweise auch ein Link „Zurück zur Startseite“
Quelle: spiegel.de

Fazit

Das Burger-Menü ist zwar auf Smartphones weitestgehend gelernt, verschlechtert jedoch meist das Engagement von Apps und Webseiten. Die Usability ist bei einer versteckten Navigation, wie dem Burger-Menü, nicht das Hauptproblem. Vielmehr können Nutzer nicht auf den ersten Blick sehen, zu welchen Seitenbereichen sie navigieren können. Dadurch werden sie weniger dazu animiert sich auf der Seite zu bewegen und halten sich oftmals für kürzere Zeit auf der Seite auf. Um mehr Menüelemente sichtbar zu zeigen, kommt man meist nicht darum herum zu reduzieren und zu priorisieren. Nur die wichtigsten Menüpunkte können es ganz nach vorne in die sichtbare Reihe schaffen. Für Ihr Projekt bedeutet das ganz konkret: Lernen Sie Ihre Nutzer kennen. Sie müssen wissen, was deren Haupt-Beweggründe sind Ihre Webseite oder App zu benutzen. Die Links, die ihnen dabei am meisten helfen, sollten sichtbar sein und nicht hinter einem Burger versteckt werden.

Portraitfoto: Richard Bretschneider

Richard Bretschneider

Principal User Experience Consultant

eresult GmbH

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