Virtuelle Anprobe par excellence – Brillenkauf bei Mister Spex

Brille auf einem Tisch.

Virtuelle Anproben sind sicherlich eines der Top-Themen im eCommerce und stark im Kommen. Interessanterweise ist die Brillenbranche hier ein klarer Vorreiter, wie es schon 2009 meine Kollegin festgestellt hat. Auch ich selber habe schon vor einiger Zeit nach eine Brille im Internet gesucht und damals eine 3D-Anprobe genutzt – mit Erfolg!

Der Online-Shop für Brillen Mister Spex hat im letzten Jahr diverse Preise abgeräumt – sicherlich auch wegen der virtuellen Anprobe. Für mich ist das natürlich Grund genug, diese einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Tatsächlich bietet Mister Spex eine ganze Reihe von Möglichkeiten, von verschiedenen Model-Fotos über eigene Bilder bis hin zur 3D-Anprobe per Webcam.

Geringe Hürde zur Personalisierung durch Auswahl verschiedener Model-Fotos

Quasi als Schritt vor der virtuellen Anprobe bietet Mister Spex auch eine Anzahl von Fotos unterschiedlicher Models an, denen man die gewünschte Brille aufsetzen kann (siehe Abb. 1). Eine schöne Funktion, denn nicht jeder Nutzer hat eine Webcam oder ist gewillt diese zu nutzen. Insbesondere für eine erste Betrachtung der Brille reicht dies möglicherweise völlig aus. So wird eine Personalisierung ohne großen Aufwand ermöglicht, indem ich mir etwa ein Gesicht mit einer ähnlichen Form heraussuchen kann.

Model-Fotos

Abb. 1: Der Nutzer kann auch zwischen verschiedenen Model-Fotos auswählen

Upload eines eigenen Fotos für Nutzer ohne Webcam

Neben vorgefertigten Fotos kann ich aber auch ein eigenes Bild hochladen und für die Anprobe verwenden. Dies ist quasi die nächste Stufe der Personalisierung. Der Upload selber funktioniert problemlos. Die Brille scheint jedoch zunächst einfach mittig und flach auf meinem Bild platziert zu werden, was natürlich nicht wirklich passt (siehe Abb. 2). Die Bilderkennung scheint hier noch nicht perfekt zu funktionieren. Fast hätte ich übersehen, dass ich die Brille auch manuell neu ausrichten kann – vielleicht sollte diese Funktion etwas prominenter platziert oder automatisch nach dem Upload aktiviert werden.

Abb. 2: Ein eigenes Foto kann der Nutzer ebenfalls hochladen, die Brille sitzt jedoch erst nach manueller Anpassung richtig

Das Anpassen geht einfach von der Hand durch das Verschieben von 3 Kontaktpunkten. Ganz klar ist mir jedoch nicht, wo genau in den Augen und auf dem Ohr die Punkte platziert werden sollten. Da sich durch das Verschieben der Augenpunkte die Größe der Brille ändert, bin ich mir etwas unsicher, ob die Brille dann auch tatsächlich genauso aussehen wird. Mit etwas Probieren erziele ich aber ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis.

Virtuelle 3D-Anprobe per Webcam als Königsdisziplin

Die herausragendste Funktion ist sicherlich die 3D-Anprobe von Mister Spex. Als eine Art Augmented Reality wird das Live-Bild meiner Webcam verwendet, um mir die Brille direkt auf die Nase zu setzen. Sehr beeindruckend – bei einer KANO-Analyse würde dies sicher als Begeisterungsfaktor hervorstechen, oder?

Abb. 3: Der Nutzer bekommt klare Anweisungen, um die 3D-Anprobe anzupassen

Die Anpassung läuft auch hier sehr einfach: Es wird ein Oval gezeigt, in dem ich meinen Kopf platzieren muss. Die Anwendung gibt klare Anweisungen, wie ich meine Position verändern muss und wann sie korrekt ist (siehe Abb. 3). Das ganze dauert nicht mehr als ein paar Sekunden.

Die Brille wird realitätsnah dargestellt

Abb. 4: Die Brille wird realitätsnah dargestellt und ist meist richtig ausgerichtet

Im Anschluss wird dann mein Webcam-Bild mit der Brille gezeigt (siehe Abb. 4). Die Brille folgt dabei den Bewegungen meines Kopfes und verändert Neigung und Drehung. Dieses Tracking scheint sehr robust zu sein, denn auch schnelle Bewegungen sind kein Problem. So lange ich meinen Kopf nicht in zu extreme Positionen bringe, scheint die Darstellung der Brille sehr realitätsgetreu und korrekt ausgerichtet. Wenn man es drauf anlegt, kann man auch recht lustige Fehler provozieren, jedoch ist dies wohl nicht die normale Nutzung (siehe Abb. 5).

Bei extremeren Kopfbewegungen

Abb. 5: Bei extremeren Kopfbewegungen gerät das Tracking manchmal durcheinander, ist aber sonst sehr robust

Übrigens: Auch mit aufgesetzter, eigener Brille funktioniert die 3D-Anprobe. Für mich ein wichtiger Faktor, denn ohne kann ich von der schönen Darstellung auf meinem Bildschirm nicht viel erkennen. Und da bin ich sicherlich nicht der einzige, schließlich ist die Anwendung ja gerade für Nutzer, die eine Brille brauchen.

Gehört der virtuellen Anprobe die Zukunft?

MisterSpex und andere Brillenversender sind Vorreiter im Bereich virtuelle Anprobe. Dies macht Sinn, denn für Brillen ist dies technisch noch verhältnismäßig einfach zu lösen, gleichzeitig ist das Anprobieren aber sehr wichtig. Und so zeigt sich auch bei Mister Spex, dass es ganz ohne reale Anprobe noch nicht zu funktionieren scheint: Man kann auch bis zu 4 Brillen mit ungeschliffenen Gläsern bestellen, um sie kostenlos zu Hause auszuprobieren.

Keine Frage: Virtuelle Anproben sind tolle Funktionen, die den Nutzern einen höheren Joy of Use bieten und somit Umsätze steigern können. Gleichzeitig besteht die Hoffnung, Auswahlbestellungen und Rücksendungen auf diese Art und Weise zu reduzieren. Es ist deshalb davon auszugehen, dass virtuelle Anproben sich in den nächsten Jahren stark weiterentwickeln werden und auch in anderen Branchen mehr Verbreitung finden. Ich freue mich schon darauf, diesen Trend zu beobachten.

Was ist Ihre Meinung zum Thema virtuelle Anproben? Haben sie weitere interessante Beispiele und Artikel oder selber schon Erfahrungen gesammelt? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.

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Portraitfoto: Jan Pohlmann

Jan Pohlmann

UX Designer

BMW AG

Bisher veröffentlichte Beiträge: 10

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